Berichte Konzert in Owingen

Frühlingskonzert in Haigerloch-Owingen

Ein Gemeinschaftskonzert der besonderen Klasse durfte der Musikverein Erlenbach zusammen mit seinen Musikfreunden aus Haigerloch-Owingen gestalten. Der Kontakt zur Musikkapelle Owingen kam durch unseren Tubisten Harald Stifel zustande, der aus Owingen stammt aber auch in Erlenbach musiziert. Bereits bei ihrem ersten Gastspiel auf dem Original Erlenbacher Weinfest 2010 wurde der Grundstein für dieses gemeinsame Konzert gelegt, und so machte sich am Samstag den 21. April pünktlich um 15.30 Uhr ein vollbesetzter Reisebus auf den Weg in den Zollernalbkreis.
Im ersten Teil des Frühjahrskonzertes erzählte der Musikverein Erlenbach unter Leitung seines Dirigenten Marco Rogalski aus seinem musikalischen Buch der Abenteurer und Helden. Mit „Auf Wellingtons Sieg bei Vittoria“ entführten wir die Zuhörer in die Zeit Napoleons. In diesem Orchesterwerk schildert Ludwig van Beethoven auf musikalische Weise die Niederlage der Franzosen und Spanier unter Napoleon gegen Engländer und Preußen unter Wellington. Dabei ist vor allem das kammermusikalische Zwischenspiel für 2 Flöten und 2 Klarinetten hervorzuheben.
Der sagenumwobene Ritter Ivanhoe aus dem Roman von Sir Walter Scott findet seine musikalische Umsetzung – unter anderem – in der aus drei Sätzen bestehenden Komposition „Ivanhoe“ von Bert Appermont.  Dabei wird über das gesamte Werk ein Spannungsbogen aufgebaut, welcher die Geschichte des Ivanhoe, zurückgekehrt aus den Kreuzzügen und für seine Ideale und Stellung am Hofe kämpfend, gelungen widerspiegelt.
Vielen ist die Figur des Scaramouches bereits begegnet. Sei es als maskierter Rächer im gleichnamigen Mantel-und-Degen-Film, in der Bohemian Rhapsody von Queen, oder eben in der ursprünglichen Form des Scaramuccia, aus der Commedia dell’arte. Philip Sparke komponierte 2004 für seine Reihe über dieses italienische Volkstheater „Scaramouche“ als Solokonzert für Euphonium und Orchester eigens für Katrina Marzella, der wohl besten Euphonistin unserer Zeit. Dabei werden Solist und Instrument alles abverlangt. Die mal fröhliche, mal traurige Natur des Abenteurers und Aufschneiders Scaramouche wird von Sparke mal in langsamer, melodiöser Ballade, mal in feurigem, technisch höchst anspruchsvollem Vivace zum Ausdruck gebracht. Bei unserer Aufführung brillierte Klaus Varga als Scaramouche am Euphonium. Dabei präsentierte er sich nicht als Aufschneider, sondern als Abenteurer und wahrer Könner an seinem Instrument.
„Gulliver’s Travels“, ebenfalls komponiert von Bert Appermont, erzählt die Reisen des Schiffsarztes Gulliver. Dabei gelingt es dem Erlenbacher Orchester, in vier kurzweiligen und äußerst abwechslungsreichen Sätzen komplett unterschiedliche Klangwelten zu schaffen. Sei es die Reise zur Insel Lilliput, nach Brobdingnag zum Land der Riesen, die Reise auf den schwebenden Inseln oder seine letzte Reise zum Land der Pferde.
„Papa can you hear me“ aus dem Film Yentl, im Original gesungen und gespielt von Barbra Streisand, ist ein stilles Gebet Yentls an ihren verstorbenen Vater. In diesem Stück begleitet das Orchester filigran Solistin Sarah Wahl, die mit ihrem ergreifenden Gesang das Publikum in ihren Bann zieht.
Bei „Tom and Jerry“ aus der gleichnamigen Zeichentrickserie ist es Komponist Scott Bradley perfekt gelungen, das Katz-und-Maus-Spiel der beiden Protagonisten lautmalerisch umzusetzen. An diesem Abend  jagte unser Posaunist Benjamin Hahn als „Tom“ den frechen „Jerry“ Markus Leitz an der Trompete quer durch das ganze Orchester. Diesem gelingt es doch spielerisch, im eins ums andere Mal zu entwischen und ihm dabei noch eine Nase zu drehen.
Mit „Marry Poppins“, einem Potpourri vieler bekannter Lieder aus dem gleichnamigen Disney-Film, bei dem es dem Kindermädchen Marry Poppins gelingt, jedes Kind zu trösten und selbst die bitterste Medizin zu schlucken, verabschiedete sich der Musikverein Erlenbach musikalisch von einem begeisterten Publikum.
Abschließend überreichte der Erlenbacher Vorsitzende Klaus Varga und Kapellenvorstand Markus Kerner als Geschenk eine wunderschön dekorierte Holzkiste mit edlem Erlenbacher Wein für die Owinger Musiker und Vorstandschaft.
Nach kurzer Pause eröffnete die Musikkapelle Owingen mit einem Choral den zweiten Teil des Konzertes.
Die musikalische Reise des Höchststufenorchesters unter Leitung ihres Dirigenten Frank Schnell beginnt in Bamberg. Komponist Ben Haemhouts, früher Posaunist bei den Bamberger Symphoniker, beschreibt mit „A Bamberg Fantasy“ die mittelalterliche Stadt in ihrer ganzen Schönheit und mit all ihrer Sehenswürdigkeiten. Mit wunderschönen, eingängigen Melodien, die durch alle Instrumentengruppen geführt werden, nimmt das Orchester die Zuhörer mit auf einen Spaziergang durch die historische Altstadt zur Regnitz, als die Melodie plötzlich in ein stürmisches Allegro in Moll umschlägt und die Reisenden von einem Gewitter überrascht werden. In dieser technisch äußerst anspruchsvollen Passage können sich vor allem Oboe und Klarinetten auszeichnen. Danach geht, als wenn nichts gewesen wäre, wieder die Sonne auf und das Hauptthema kehrt zurück in Dur, noch strahlender als zuvor.
Weiter geht die Reise nach Istanbul, das frühere Konstantinopel, mit dem „Orient Express“ von Philip Sparke. Nachdem sich die Hektik vor der Abfahrt am Pariser Ostbahnhof gelegt hat, beruhigt sich die Szenerie und Musiker und Zuhörer warten gebannt auf den Beginn der Reise. Das Schlagzeugregister muss ganz schön arbeiten, bis sich der Luxuszug endlich in Bewegung setzt. Doch, einmal in Schwung, gleitet die Zugfahrt, beschrieben durch ein fließendes, schwungvolles Thema auf dem Weg vorbei an Straßburg und Stuttgart nur so dahin. Der Albanstieg fordert Lokomotive und Orchester gleichermaßen, gelingt es dem Komponisten doch eindrücklich, diese Anstrengungen in Noten zu fassen. Doch das Owinger Blasorchester meistert auch diese schwierige Passage mit Bravur. Die Musik beruhigt sich wieder und der Orient Express erreicht München in der Nacht. Balkanklänge begleiten die Reisenden bei ihrer Fahrt durch Serbien und in die Türkei, bevor das Anfangsthema die Fahrt noch einmal Revue passieren lässt und der Zug mit den letzten Dampfstößen in den Bahnhof von Konstantinopel einfährt.
Die nächste Reise geht nicht so weit, sondern nur zur Musikschule ins benachbarte Hechingen. Dort unterrichtet die Musikpädagogin Maxi Herrmann. Sie ist in der musikalischen Früherziehung tätig und lehrt unter anderem das Akkordeonspiel. Heute brachte sie die „Rhapsody for Accordion and Orchestra“ des neuseeländischen Komponisten Gary Daverne zusammen mit der Musikkapelle Owingen zur Aufführung. Nun mag man sich fragen, geht sich Akkordeon mit Orchester überhaupt aus? In diesem Falle, ja. Es war ein weiterer Höhepunkt dieses Konzertabends. Ruhige, träumerische Melodien im Wechsel mit feurigen Husarenritten auf dem Akkordeon, mal virtuos begleitet, mal verstärkt durch das Blasorchester. Es war beeindruckend, wie Dirigent Frank Schnell sein Orchester führte, so dass die Solistin selbst an leisesten Stellen durch einen Klangkörper von knapp 70 Musikerinnen und Musiker drang.
Mit „Hits International“ von Manfred Schneider verabschiedete sich die Musikkapelle Owingen offiziell von seinem Publikum. Darin brachten sie die Hits „Cabaret“, „My Way“, „Bad, bad Leroy Brown“ und „New York New York“ schwungvoll zur Geltung. Anlässlich zweier Geburtstage in der Kapelle spielten die Gastgeber des Abends als Zugabe den „Geburtstags-Marsch“ von Ernst Mosch. Das Publikum, allen voran die Erlenbacher Musiker, klatschten und sangen kräftig mit.
Als besondere Überraschung konnten die Zuhörer nach dem Konzert ihre Eintrittskarten gegen ein Glas Erlenbacher Wein eintauschen. Dafür fuhr extra eine Abordnung der Owinger Musikanten wenige Tage vor dem Konzert nach Erlenbach, um Wein für die Veranstaltung zu besorgen. Nach dem Konzert hatten die Musiker beider Orchester nun die Gelegenheit, bei einem schönen Wein oder bei einem guten, kalten Bier miteinander ins Gespräch zu kommen und sich über das Konzert auszutauschen. Viel zu früh fand ein wunderschöner Konzertabend sein Ende.
Der Musikverein Erlenbach bedankt sich bei seinen Musikfreunden der Musikkapelle Owingen für das tolle Gemeinschaftskonzert. Bis bald, beim Original Erlenbacher Weinfest!
(von Patrick Mühleck)

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Haigerloch

Zwei Orchester sorgen für beste Unterhaltung

Schwarzwälder-Bote, vom 22.04.2012
Das Owinger Orchester unter der Leitung von Frank Schnell zeigte sich beim Frühlingskonzert von seiner besten Seite.<br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br />
Foto: Stifel Foto: Schwarzwälder-Bote
Das Owinger Orchester unter der Leitung von Frank Schnell zeigte sich beim Frühlingskonzert von seiner besten Seite. Foto: Stifel Foto: Schwarzwälder-Bote
Von Klaus Stifel

Haigerloch-Owingen. Es war ein wahrhaft beeindruckendes Gemeinschaftskonzert, das die Musikkapelle Owingen zusammen mit dem Musikverein aus Erlenbach am Samstag einem großen Publikum in der Eyachtalhalle am Samstag bot.
Zustande kam das Frühlingskonzert durch den Owinger Tubisten Harald Stifel, der auch im Musikverein Erlenbach Musikant ist. Die beiden Dirigenten Marco Rogalski (Erlenbach) und der Owinger Frank Schnell hatten ihre Musiker auch in schwierigen Phasen jederzeit voll im Griff. Beide Kapellen wurden ihrer Rolle als Höchststufenorchester voll und ganz gerecht.
Die Musiker des Gastorchesters aus dem Heilbronner Weingebiet traten als Abenteurer und Helden auf und begannen mit Beethovens „Wellingtons Sieg bei Vittoria“ anno 1813. England im Zeitalter der Kreuzzüge: In „Ivanhoe“ dominierten majestätische Klänge. Bert Appermont setzt hier lautmalerisch die emotionale Spannungslinie und Atmosphäre in mehrere Sätze um. Im anschließenden „Scaramouche“ glänzte der Vorsitzende des Musikvereins Erlenbach, Klaus Varga, auf seinem Euphonium.
Die Zuhörer konnten bei der Darbietung von „Gullivers Travels“ mühelos die Elemente dieser Geschichte über die abenteuerlichen Reisen des englischen Schiffarztes Lemuel Gulliver von Jonathan Swift verfolgen. Bei Auszügen aus dem Musical „Papa can you hear me“ überzeugte die Erlenbacher Solistin Sarah Wahl mit ihren Gesangsqualitäten.

Das Owinger Orchester unter Leitung von Frank Schnell begann mit „A Bamberg Fantasy“, wo das Publikum in die alte fränkische Kaiser- und Bischofsstadt mit dem frühgotischen Kaiserdom und dem weltberühmten Bamberger Reiter entführt wurde.
In „Orient-Express“ bestieg man den Monster-Express, der Fahrt aufnahm und über Straßburg, München, Wien, Budapest und Belgrad zischte. Die Leiterin der musikalischen Früherziehung im MV Owingen, Maxi Herrmann, stellte sich dem Stück „Rhapsody for accordeon and band“ und glänzte dabei in ihrem Solo teils mit rassiger Akkordeonmusik.
Zum krönenden Abschluss servierten die Owinger Musikanten schmissige Unterhaltungsmusik mit „Hits International“ von Manfred Schneider. Mit der Zugabe, dem „Geburtstagsmarsch“ von Ernst Mosch, gratulierten das Owinger Orchester gleich zwei Geburtstagkindern aus ihren aktiven Reihen.
Zum Abschluss schenkten die Erlenbacher Gäste noch ihren mitgebrachten Wein aus.

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Neckarsulmer Stimme vom 11. Mai 2012
Artikel: Peter Glaser
Foto: Werner Glanz

 

Konzertbericht Neckarsulmer Stimme vom 11. Mai 2012
Konzertbericht Neckarsulmer Stimme vom 11. Mai 2012