von Peter Glaser
Der Musikverein Erlenbach umrahmte am 20. Juli 2009 eine Gedenkveranstaltung in der Evangelischen Johanneskirche in Untergruppenbach.
Geladen hatte die Evangelische Kirchengemeinde und Gemeinde Untergruppenbach, die im Rahmen ihrer 900-Jahr-Feier mit der Veranstaltung „65 Jahre danach – Vermächtnis des 20. Juli 1944“ an das Hitler-Attentat von Claus Schenk Graf zu Stauffenberg erinnerte. Unserem Dirigenten Marco Rogalski ist es in enger Zusammenarbeit mit unserem 1. Vorsitzenden Klaus Varga gelungen, hierfür die Wünsche und Vorstellungen des Gastgebers zu berücksichtigen und auch musikalisch umzusetzen. Schwierige Arrangements erforderten von den Musikern ein Höchstmaß an Konzentration, konnten aber bravourös gemeistert werden. Violoncello, Violine, Klavier und Gesang vereinigten sich dabei gekonnt mit dem Erlenbacher Blasorchester. Professionell verstand es auch Heike Lüttich vom SWR mit vorgelesenen Briefen und Gedichten die anwesenden Gäste zu berühren. Hermann Söhner, Pfarrer i.R, berichtete als Zeitzeuge. Da dem Anlass entsprechend in der Kirche auf Beifallsbekundungen verzichtet wurde, versammelten sich nach Ende der Veranstaltung alle Mitwirkenden nochmals im benachbarten Gemeindehaus. Hier fand unter anderem Mitorganisator Herrn Harald Augenstein in Anwesenheit von Frau Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, sowie von Herrn Bürgermeister Joachim Weller und Herrn Pfarrer Wolfgang Altvater große Worte des Lobes und der Anerkennung für die gelungenen Darbietungen. Mit dem Wunsch auf ein erneutes Wiedersehen wurde der Abend dann mit kleinen Geschenken gemeinsam beendet.
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Gefühlvoll und eindrücklich
Dunkelstes Kapitel deutscher Geschichte soll bei 900-Jahr-Feier der Gemeinde nicht ausgespart werden
Von Nelli Nickel (aus Heilbronner Stimme Schozach- und Bottwartal vom 22. Juli 2009)
UNTERGRUPPENBACH „Liebe Eltern, ich möchte euch mitteilen, dass ich zum Tode verurteilt wurde. Ich wollte lieber sterben als zur SS zu gehen.“ Heike Lüttich trägt den Abschiedsbrief eines Bauernsohns aus dem Sudetenland vor. Andächtig hören die Besucher in der evangelischen Johanneskirche in Untergruppenbach zu. Zum Abend des Gedenkens an die Auflehnung gegen den Nationalsozialismus und an den bekanntesten Widerstandskämpfer Claus Schenk Graf von Stauffenberg sind die Menschen gekommen.
Gedenken „Das 900-jährige Bestehen unserer Gemeinde ist ein Grund zur Freude und Dankbarkeit. Bei aller Freude darf aber das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte nicht ausgespart werden“, sagt Harald Augenstein. Der Untergruppenbacher gab den Anstoß für die Gedenkveranstaltung am 20. Juli, dem Jahrestag des Hitlerattentats, das von Stauffenberg vor 65 Jahren verübte, um dem NS-Regime ein Ende zu setzen. „So dunkel das Kapitel ist, so bleibt ein wenig Licht. Der Widerstand war keine Massenbewegung, aber es gab welchen“, unterstreicht Augenstein. Die Besucher in der gut gefüllten Kirche hören von Widerstandskämpfern und zum Tode Verurteilten. Heike Lüttich vom SWR liest Gedichte, Abschiedsbriefe und Zitate vor. Marco Rogalski übernimmt mit dem Musikverein Erlenbach und den jungen Solisten den musikalischen Part – gefühlvoll und eindrücklich. „Es ist ein komplett anderes Programm als sonst“, sagt Rogalski. Der „Ritt der Walküre“ von Richard Wagner gleich zu Beginn. Durchaus gewagt, so Rogalski. Schließlich sei Wagner ein bekennender Antisemit gewesen. „Der Ritt wird von uns gebrochen.“ In die Musik hinein spricht Heike Lüttich immer wieder Passagen des Gedichts „Die letzte Epiphanie“ von Werner Bergengruen, bis das Stück am Ende in sich zusammen fällt.
Kombination Ein besonderes Klangbild entsteht durch die Kombination von Blasorchester und Streicher. Nina Steffens beeindruckt am Cello bei dem Stück „Kol Nidrej“ von Max Bruch. Der neunjährige Frederik Rogalski, unterstützt von seinem Violinlehrer Hans-Wilhelm Traub, trägt mit dem Blasorchester das „Thema“ aus Schindlers Liste vor. Gänsehaut erzeugen Tamara Rogalski mit ihrem Vocalsolo bei „I vow to thee my country“, ihr Bruder Nikolai mit einer selbst komponierten Ballade zu einem Text von Nina von Stauffenberg. „Der 20. Juli 1944 wurde für mich zum Hoffnungszeichen, das mich ermutigte von ganzem Herzen Deutscher zu sein“, erzählt Hermann Söhner. Der Pfarrer war zum Zeitpunkt des Attentats acht Jahre alt. Er berichtet von seinen Eindrücken in dieser Zeit und den Jahren danach und erzählt den Besuchern, welche Bedeutung dieser Tag für ihn hat.
Tamara und Frederik Rogalski (beide rechts im Bild) singen, begleitet vom Blasorchester, Pie Jesu von Andrew Lloyd Webber in der Johanneskirche. (Foto: Werner Kuhnle)